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Rückblick August 2017- Sommerzeit- Reisezeit

Rückblick August 2017

Der August ist der klassische Urlaubsmonat. Es ist Sommer und das Wetter hat sich gefälligst dran zu halten. Weit gefehlt! Der verregnete Juli ging übergangslos in den August über, nur der Blick in den Kalender verrät, dass es Hochsommer ist. Wenn es draußen regnet, kann ich mich, ohne schlechtes Gewissen, in meine Leseecke zurückziehen und ein Buch nach dem anderen lesen und zumindest in Gedanken in den Süden reisen. Mein buchiger Rückblick August 2017.

Rückblick August 2017

Challenges

Motto Challenge 2017: das Motto im August war „Reportage“. Sommerzeit – Reisezeit. Für das Motto zählen alle Bücher, die im Ausland spielen.

Stadt-Land-Fluss Challenge: Der Buchstabe für August war K. Das war diesmal eine leichte Aufgabe. Ich habe für alles ein Buch gefunden, aber das Buch mit dem Ort habe ich nicht mehr geschafft zu lesen.

Meine Bücher im August 2017

Um dem schlechten Wetter zu entfliehen, bin ich mit „Tödliche Camargue“ und „Brennender Midi“ von Cay Rademacher in die Provence gereist. Den ersten Teil der Reihe mit Capitaine Roger Blanc „Mörderischer Mistral“ habe ich bereits im Juni gelesen. Mir haben alle drei Bücher sehr gut gefallen. Inzwischen ist der vierte Teil erschienen, den ich auf jeden Fall auch lesen werde.

Mit dem nächsten Buch bin ich im Süden geblieben, diesmal in Süditalien in der Nähe von Neapel. „Erdbeeren im Sommer“ von Anna Saskia Beyer ist ein Liebesroman mit einem spannenden Familiengeheimnis.

„Harte Landung“ von Ellen Dune ist ein Kriminalroman mit einer richtigen Mischung aus Krimi und Roman. Die Ermittlungen in einem Mordfall bei einem online Unternehmen führen die sympathische Kriminalkommissarin Patsy Logan von München nach Dublin, wo sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss. Mein Lesetipp.

Mit den nächsten Büchern legte ich einen Zwischenstopp in Deutschland ein, bevor es weiter nach Wien und Paris ging. Von „Engelsschlaf“ von Catherine Shepherd habe ich mir mehr versprochen. Ich finde den Thriller nicht so spannend, wie ihre anderen Bücher. Es ist der zweite Teil der Reihe mit Laura Kern, für mich der Erste dieser Reihe.

Mit „Kaninchenherz“ von Annette Wieners habe ich eine neue Reihe entdeckt. Mir hat der Kriminalroman mit der ehemaligen Kriminalkommissarin Gesine Cordes so gut gefallen, dass ich gleich im Anschluss „Fuchskind“ und „Wildeule“ lesen musste.

„Die Tote von Schönbrunn“ von Edith Kneifl ist ein historischer Kriminalroman aus dem Wien der Jahrhundertwende. Nach dem Attentat auf Kaiserin Sisi ist ein Serientäter in Wien unterwegs. Die Opfer sind Frauen, die der Kaiserin ähnlich sehen.

Ein weiteres Highlight dieses Monats ist „Rendevouz im Café de Flore“ von Caroline Bernard. Zwei starke Frauen erobern Paris. Vianne in 1928 und in der heutigen Zeit Marlène, die sich sehr für das Schicksal von Vianne interessiert.

Eine Übersicht aller gelesenen Bücher ist in Mein Lesejahr 2017 zusammengestellt.

Buchbesprechungen

„Die Tote von Schönbrunn“ von Edith Kneifl

“Die Kaiserin ermordet!” das war die Schlagzeile am 10. September 1898 in Wien. Während der Begräbnisfeierlichkeiten wurde in Schönbrunn eine Tote im Toilettenzimmer der Kaiserin gefunden. Ein paar Tage später wird im Schlafzimmer des Jagdschlösschens der Kaiserin eine weitere Tote gefunden. Eine weitere Tote wurde in der Menagerie in Schönbrunn gefunden. Alle Frauen gehörten der besten Wiener Gesellschaft an und hatten eines gemeinsam, sie sahen der Kaiserin Sisi sehr ähnlich. Der Detektiv Gustav von Karoly wird von einem besorgten Vater mit der Aufklärung der Morde beauftragt.

„Die Tote von Schönbrunn“ ist ein historischer Kriminalroman aus dem Wien der Jahrhundertwende. Im Mittelpunkt steht der Detektiv Gustav von Karoly. Zu seinen Freunden zählt der Oberkommissär Rudi Kasper, dem es gar nicht recht ist, wenn Gustav am Tatort erscheint. Er versorgt ihn jedoch bereitwillig mit Informationen in der Hoffnung, dass ihm Gustav inoffiziell bei den Ermittlungen hilft. Immerhin hat der “schöne Gustav” Verbindungen zum Adel.

“Die Tote von Schönbrunn” liest sich eher wie ein Roman, als ein Krimi. Die Sprache ist dem Wien der Jahrhundertwende und der gesellschaftlichen Schicht der Figuren angepasst. Der beschriebene Zeitvertreib des Adels, egal ob mit oder ohne Geld, entspricht meinen Vorstellungen über die damalige Zeit. Edith Kneifl beschreibt die vergnügungssüchtige Wiener Gesellschaft mit ihren Festen und Gelagen sehr lebendig und mit einer Prise Humor. Sie schafft interessante Charaktere, nicht zuletzt Gustav mit seiner bewegten Vergangenheit und seine Tante Vera, die sich als Feministin engagiert.

Der Kriminalroman hat mich gut unterhalten und war bestimmt nicht der letzte dieser Reihe. Erschienen sind bisher vier Bücher mit Gustav als Detektiv in Wien. “Die Tote von Schönbrunn” ist das zweite Buch der Reihe. Da ein Glossar mit den österreichischen Ausdrücken fehlt, kann ich den Kriminalroman nur denjenigen empfehlen, die damit kein Problem haben, sonst bleibt das Lesevergnügen auf der Strecke.

„Engelsschlaf“ von Catherine Shepherd

Liebevoll, wie ein Engel aufgebahrt, liegt die Frau auf der Parkbank. Der herbeigerufene Notarzt stellt den Tod fest. Augenblicke später wacht die Frau jedoch auf. Kein Fall für Taylor Field von der Mordkommission. Doch seiner Freundin Laura Kern vom LKA Berlin, lässt die junge Frau keine Ruhe. Sie ahnt, dass es noch mehr Opfer geben könnte und fürchtet, dass die Polizei dann nicht rechtzeitig zur Stelle ist. Ein paar Tage später wiederholt sich das Szenario und eine weitere Frau, die ins Profil passt, wird vermisst.

Die Kommissarin Laura Kern ist eine interessante Figur. Die junge Frau wurde als elfjährige entführt und gefangen gehalten. Sie konnte jedoch fliehen, behielt aber Spuren an Körper und Seele. In Rückblenden erinnert sie sich an ihren Peiniger, der nie gefasst wurde.
Interessante Aufschlüsse über das Leben des Täters geben seine Rückblicke, die bis zu einer Zeit vor 26 Jahren zurückführen. Gleichzeitig erzählt eine junge Frau in der Ich-Form, wie es ihr in ihrer Gefangenschaft ergeht.

Richtig spannend wird es aber erst im letzten Drittel des Thrillers. Die Charaktere und die Story sind interessant, die Ausführung hat mich jedoch nicht ganz überzeugt. Mir begegnen in diesem Thriller zu viele Phrasen und Wiederholungen. Ich habe von Catherine Shepherd schon andere Thriller gelesen, allerdings nicht mit Laura Kern, und weiß, dass sie sehr fesselnde Thriller schreiben kann. Trotz der aufgeführten Schwächen ist der Thriller “Engelsschlaf” lesenswert.

„Kaninchenherz“ von Annette Wieners

Die ehemalige Kriminalkommissarin Gesine Cordes, die jetzt als Friedhofsgärtnerin arbeitet, stellt erschrocken fest, dass gerade ihre Schwester Mareike beerdigt wird. Der Vater beschuldigt Gesine, Mareike aus Rachsucht getötet zu haben. Gesine hatte ihre Schwester das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen, als ihr kleiner Sohn Philip starb. Sie gab ihrer Schwester die Schuld an seinem Tod. Die Ermittlungen gegen Mareike wurden damals vorschnell aufgegeben und die Akte geschlossen.

Gesine erlitt nach dem Tod ihres Sohnes einen Zusammenbruch und konnte nicht mehr als Kommissarin arbeiten. Die Ehe scheiterte. Nur langsam fand Gesine wieder ins Leben zurück. Da Mareike unter ungeklärten Umständen ums Leben kam, ermittelt die Kripo und Gesine gehört zu den Tatverdächtigen. Ihre Nachfolgerin Marina Olbert und ihr alter Kollege Lasse Johanssen sind überhaupt nicht begeistert, als Gesine auf eigene Faust Ermittlungen anstellt.

Gut beschrieben wird Gesines Verhältnis zu den alten Kollegen, die nicht genau wissen, wie sie sich ihr gegenüber verhalten sollen. Die ehrgeizige Marina möchte Karriere machen und es passt ihr überhaupt nicht, wenn sich Gesine in ihre Arbeit einmischt. Durch den Schlagabtausch der beiden finden sich jedoch neue Ermittlungsansätze und langsam nähern sich die beiden Frauen an.

Die Spannung wächst, als in Rückblenden nach und nach Einzelheiten über Philips Tod bekannt werden. Annette Wieners beschreibt einfühlsam Gesines Trauer und ihren Kampf zurück ins Leben. Die Charaktere in diesem Familiendrama sind stimmig und authentisch. “Kaninchenherz” ist der Auftakt zu einer neuen Reihe mit Gesine Cordes und Marina Olbert.

„Tödliche Camargue“ von Cay Rademacher

Der bekannte Pariser Journalist Albert Cohen wird während einer Radtour von einem Kampfstier angegriffen und tödlich verletzt.Capitaine Roger Blanc glaubt nicht an einen Unfall, sondern dass jemand absichtlich das Gatter geöffnet hat. Cohen wohnte bei seinem Verleger Leroux in der Camargue und schrieb eine Reportage “Auf den Spuren Vincent van Goghs durch die Provence”. Blanc und seine Kollegin Fabienne finden versteckte Dateien auf seinem Notebook und kommen einem lange zurückliegenden Skandal auf die Spur, der Leroux die Karriere kosten kann. Musste er deshalb sterben?

Capitaine Roger Blanc kenne ich bereits aus “Mörderischer Mistral”, dem ersten Teil dieser Reihe. Die Figur hat mir so gut gefallen, dass ich noch mehr über ihn lesen wollte. Außerdem erinnern mich die Landschaftsbeschreibungen an meine Urlaube in der Provence.

Die Figur Roger Blanc ist ein interessanter Charakter. Er war ein erfolgreicher Korruptionsermittler in Paris, bis er einigen ehrgeizigen Politikern in die Quere kam. Vor allem seinem Chef dem Staatssekretär Jean Charles Vialaron-Allègre, der ihn daraufhin in ein verschlafenes Nest in der Provence strafversetzen ließ. Pikanterweise fängt Blanc eine Affäre mit seiner Frau an, der Untersuchungsrichterin Aveline Vialaron-Allègre. Durch den Umzug ist nicht nur die Karriere futsch, sondern auch seine Frau. Bevor er es sich in der alten renovierungsbedürftigen Ölmühle, die er von einem Onkel geerbt hat, gemütlich machen kann, muss er einige Fälle lösen. Nur langsam gewöhnt er sich an seine neue Heimat. Als “Nordlicht” aus Paris wird er sehr skeptisch beäugt. Bei seinen Ermittlungen wird er von Marius Tonon und der Computerspezialistin Fabienne Souillard unterstützt.

Die Figuren sind, bis in die Nebenrollen, sehr gut charakterisiert. Der Kriminalroman kommt mit wenig Action aus, ist aber spannend und unterhaltsam geschrieben. Zur besseren Orientierung ist am Anfang eine Karte der Provence abgebildet und im Anhang steht ein Personenregister.

„Rendevouz im Café de Flore“ von Caroline Bernard

Marlène, die an der Sorbonne Kulturgeschichte studiert hat, ist nach langen Jahren wieder in Paris. In einem Museum entdeckt sie auf einem Gemälde eine Frau, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Von der Ausstrahlung der Frau fasziniert, beginnt sie nach dieser Frau zu suchen und ahnt nicht, wie sehr das ihr Leben verändern wird.

Der Roman handelt von zwei starken Frauen Marlène und Vianne, deren Geschichte abwechselnd erzählt wird. Vianne lebte von 1928 bis 1945 in Paris, der Stadt ihrer Träume. In der Gegenwart ist Marlène von der Frau fasziniert, die sie nur von dem Bild kennt und möchte sie finden und kennenlernen. Ein wichtiges Thema des Romans ist das von Nationalsozialisten besetzte Frankreich und der Résistance, das anhand des Schicksals von Vianne erzählt wird. Ein anderes Thema ist der Kampf der Frauen um Gleichberechtigung im Berufsleben und Künstlerkreisen damals und heute. Beide Frauen waren mir auf Anhieb sympathisch. Durch die Suche nach Vianne fängt Marlène, an ihr bisheriges Leben zu überdenken. 

“Für mich bedeutet Paris eine besondere Art zu leben.”

Marlène

Der gut recherchierte Roman ist spannend und unterhaltsam geschrieben und hat mich sowohl durch die Handlung als auch durch die Charaktere überzeugt.


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