Drei Generationen, drei Schicksale. Die Warthenberg-Saga schildert das Schicksal einer Familie von 1930 bis 2004. Die Trilogie fängt mit Constanze an, wird von ihrer Tochter Eva und Enkelin Bettina fortgesetzt. Drei Abschnitte der deutschen Zeitgeschichte. Constanze wächst in der Weimarer Republik auf, erlebt die Anfänge der Hitlerzeit und den Krieg. Eva, die als Teenager den Krieg erlebt, schildert die Nachkriegszeit und das Wirtschaftswunder. Und schließlich Bettina, die in der BRD geboren wird und die jüngste Zeitgeschichte hautnah miterlebt.
Die drei Bücher der Warthenberg-Saga haben mir unterschiedlich gut gefallen. Vom ersten Teil “Libellenjahre” war ich begeistert, Constanzes Schicksal hat mich gefesselt. Ich freute mich auf die Fortsetzung. “Wunderjahre” hat mich insofern enttäuscht, als ich kaum etwas über Constanze erfahren habe. Das wurde im dritten Teil “Erntejahre” in Rückblicken nachgeholt. Vom Abschluss der Trilogie war ich enttäuscht. Bettinas Geschichte konnte mich nicht richtig fesseln.
Teil 1: „Libellenjahre – Was wir waren“ (1930–1949) – Constanze
Constanze von Warthenberg wächst mit zwei großen Brüdern in Königsberg behütet auf. Zum ältesten Bruder Justus, hat sie lebenslang ein ganz besonderes Verhältnis. Die Sommer verbringt sie bei ihrer Oma Charlotte auf Gut Warthenberg. Ihre Mutter drängt sie standesgemäß zu heiraten, doch Constanze will keine arrangierte Ehe. Sie möchte gerne Biologie studieren und den Mann heiraten, den sie liebt.
Constanze ist neunzehn Jahre alt, als sie ihre große Liebe Clemens Rosanowski kennenlernt. Die beiden heiraten, ziehen nach Danzig und verbringen glückliche Jahre mit ihrer kleinen Tochter Eva. Langsam verändert sich die politische Lage, die zunehmend schwieriger wird. Als der Krieg ausbricht, wird Clemens Soldat und muss gegen seine Heimat Polen kämpfen. Gegen Ende des Krieges wird die Lage immer dramatischer und Constanze flieht mit ihrer Tochter aus Danzig. Die dramatische Flucht endet in Berlin, wo Constanze auf ihren geliebten Clemens wartet.
“Nur Wissen verschafft das Privileg, urteilen zu können.”
Libellenjahre, 3. Kapitel
Constanzes Lebensgeschichte wird glaubwürdig, spannend und lebendig erzählt. Die geschichtlichen Fakten sind geschickt im Text eingebunden und bilden den Hintergrund für Constanzes Leben. Durch ihren Vater hat Constanze gelernt, sich mit Fakten auseinanderzusetzen und einschlägige Literatur zu studieren. Sie fängt erst dann sich Politik zu interessieren, als es ihren nächsten Freundeskreis betrifft. Sie beschäftigt sich mit der politischen Lage und hinterfragt scheinbar harmlose Ereignisse. Doch ihre Familie steht immer an erster Stelle.
Teil 2: „Wunderjahre – Was wir wurden“ (1949–1959) – Eva
Berlin 1949 – Eva hat mit ihren 16 Jahren schon allerhand erlebt. Glückliches Familienleben, Krieg, Flucht, Verlust und Hungerjahre. Die Nachkriegsjahre verbringen Eva und ihre Mutter Constanze in Ost-Berlin. Eva darf nicht studieren und macht eine Ausbildung als Krankenschwester in der Charité. Charlotte und Justus leben nach ihrer Flucht auf einem Gut in Schleswig Holstein. Bei einem der seltenen Besuche auf dem Gut und nach einem Streit mit ihrer Mutter Constanze folgt Eva ihrem Freund Jan nach Braunschweig, wo Jan studiert. Als Eva wieder Kontakt mit ihrer Mutter sucht, kann sie Constanze nicht erreichen. Ihre Mutter ist spurlos verschwunden. Eva baut sich in Braunschweig ein neues Leben auf, studiert, heiratet und bekommt ihre Tochter Bettina. Erst in zahllosen Gesprächen mit ihrem Ehemann beginnt sich Eva für Politik zu interessieren.
Leider habe ich in diesem Teil nicht mehr erfahren, was aus Constanze geworden ist, ob sie überhaupt noch lebt.
Der Wiederaufbau und die Teilung in Ost und West bilden den politischen Hintergrund dieser Fortsetzung. Der 17. Juni 1953 wird als Aufhänger für Evas Flucht in den Westen genommen. Nach Jahren des Wiederaufbaus beginnen die Jahre des Wirtschaftswunders. Den Leuten geht es sichtbar besser. Über den Krieg und die eigenen Erlebnisse während des Krieges wird hartnäckig geschwiegen.
Teil 3: „Erntejahre – Was wir sind“ (1959–2004) – Bettina
Der dritte Teil der Trilogie beginnt mit Bettinas Geburt, gefolgt von Erinnerungen an eine glückliche Kindheit. Als Teenager engagiert sich Bettina für die Schülerzeitung und fängt an, sich für Politik zu interessieren. Das Wirtschaftswunder kommt richtig in Schwung, die dunklen Jahre werden nach wie vor totgeschwiegen. Bettina interessiert sich immer mehr für Politik und engagiert sich weiterhin für die Schülerzeitung. Politische Berichterstattung liegt ihr und sie möchte Journalistin werden.
Endlich habe ich in Rückblenden erfahren, wie es mit Constanze nach Evas Flucht weiterging.
Außer Bettinas politischer Gesinnung erfuhr ich wenig über sie. Was fühlt sie, was denkt sie als Teenager und als erwachsene Frau? Auch die Gespräche mit ihrem Mann drehen sich fast ausschließlich um Politik. Je mehr ich in Bettinas Leben eintauchte, desto mehr hatte ich das Gefühl, als würde Bettinas Leben so konstruiert, damit alle politischen Ereignisse dieser Jahre untergebracht werden können. Unbestritten war Politik und politisches Engagement für junge Leute in diesen Jahren wichtiger als für die nächste Generation. Die Warthenberg-Saga ist aber eine Familiengeschichte und kein Geschichtsbuch. Ich möchte über das Leben dieser Familie lesen. Die historischen Fakten sollten eigentlich nur den zeitlichen Hintergrund bilden, wie bei den ersten beiden Teilen.
Der letzte Teil der Warthenberg-Saga “Erntejahre” ist durch die geschichtlichen Abhandlungen teilweise nur mühsam zu lesen, teilweise schlicht langweilig. Die Geschehnisse werden nur oberflächlich behandelt. Das geht auch nicht anders, da die Zeitspanne von über vierzig Jahren zu groß ist und in dieser Zeit viel passiert ist.
Fazit
Die ersten beiden Teile der Warthenberg-Saga sind spannend geschrieben und ich verfolgte neugierig die Schicksale von Constanze und ihrer Tochter Eva. Vom dritten Teil, der eine zu große Zeitspanne beschreibt, war ich enttäuscht. Der letzte Teil der Familiensaga reiht politische Ereignisse aneinander und erzählt zu wenig Familiengeschichte.
Über Izabelle Jardin
Izabelle Jardin studierte Sozial- und Politikwissenschaften in Oldenburg und Braunschweig. Sie lebt mit ihrer Familie in einem verschlafenen norddeutschen Dorf, ist Mutter zweier Söhne und verheiratet mit dem »idealen Mann«. Die vielseitigen Romane der passionierten Autorin und Pferdezüchterin sind regelmäßig auf den deutschen Bestsellerlisten zu finden. Mit ihrem bei Tinte & Feder erschienen Roman »Funkenflug« und mit »Libellenjahre«, dem ersten Band ihrer Saga um die Familie von Warthenberg, stand sie wochenlang an der Spitze der Kindle Charts. (amazon)
Informationen zu den Büchern:
Titel: Libellenjahre (Warthenberg-Saga 1)
Autor: Izabelle Jardin
Genre: Roman
Print-Ausgabe: 368 Seiten
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Verlag: Tinte & Feder (10. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 2496701500
ISBN-13: 978-2496701500
Titel: Wunderjahre (Warthenberg-Saga 2)
Autor: Izabelle Jardin
Genre: Roman
Print-Ausgabe: 379 Seiten
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Verlag: Tinte & Feder (6. Oktober 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 2496701551
ISBN-13: 978-2496701555
Titel: Erntejahre (Warthenberg-Saga 3)
Autor: Izabelle Jardin
Genre: Roman
Print-Ausgabe: 365 Seiten
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Verlag: Tinte & Feder (15. Juni 2021)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 2919805592
ISBN-13: 978-2919805594