Drei Frauen mit dunklen Geheimnissen treffen in London aufeinander und müssen sich ihrer Vergangenheit stellen. Das ist die Kurzfassung der Handlung des Romans „Der silberne Elefant“.
Drei Frauen, drei Schicksale
Im Haus der schwerkranken Lynn treffen die drei Frauen aufeinander. Lynn ist seit langen Jahren Witwe und Mutter zweier erwachsener Söhne. Vera, die ihre angehende Schwiegermutter kennenlernen möchte, und Emily, die sich als Pflegekraft bewirbt.
Lynn, die für ihren Mann alles aufgegeben hat, hadert mit ihrer Krankheit und versucht dennoch ihre Contenance zu behalten. Es fällt ihr schwer, Hilfe anzunehmen. Durch ihre Krankheit hat sie viel Zeit und fängt an, kritisch auf ihr Leben zurückzublicken. Sie denkt über verpasste Chancen nach. Sie überlegt, wie ihr Leben verlaufe wäre, wenn sie sich ihre Träume erfüllt hätte.
Die Karrierefrau Vera will zusammen mit Luke einen Neubeginn wagen. Sie hat in jungen Jahren einen Fehltritt begangen und seitdem wird sie von Schuldgefühlen geplagt. Sie kann nur überleben, wenn sie nicht nachdenkt. Vera sucht Bestätigung und Zuflucht in der Bibel und geht regelmäßig in die Kirche. Sie weiß, dass Lynn sie nicht mag und sie ablehnt.
Emily konnte dem Völkermord in Ruanda entkommen. Sie hat als einzige in ihrer Familie überlebt und versucht, die grausamen Erinnerungen zu verdrängen. “Geheimnisse sollen geheim bleiben.” Emily will sich in London ein neues Leben aufbauen. Sie macht eine Ausbildung als Pflegerin und bewirbt sich bei Lynn um die ausgeschriebene Pflegestelle.
Nur zögernd kommen sich die drei unterschiedlichen Frauen näher. Sie fangen langsam an, einander zu vertrauen und den Kampf gegen die eigenen Dämonen gemeinsam zu bewältigen.
Wie hat mir der Roman „Der silberne Elefant“ gefallen?
“Der silberne Elefant” ist ein bewegender und eindringlicher Roman über die Bewältigung seelischer Verletzungen. Im ersten Drittel erfährt man nur wenig über die drei Schicksale, spürt aber die innere Zerrissenheit der Frauen. Nach und nach enthüllen sie ihre Geschichte. Emilys Erinnerungen an ihre Zeit in Ruanda sind sehr brutal beschrieben und nichts für zarte Gemüter.
Die Autorin hat die unterschiedlichen Themen gut miteinander verknüpft. Trotz der bedrückenden Schicksale ist der Roman nicht düster, sondern unterhaltsam geschrieben. An einigen Stellen ist der Roman jedoch etwas langatmig. Ich finde Vera und Lynn nicht besonders sympathisch. Beide Frauen konnten mich nicht überzeugen. Emily ist die einzige Figur, die mich beeindruckt hat. Emilys Schicksal hätte ein eigenes Buch füllen können.
Fazit
Der Roman “Der silberne Elefant” ist kein Buch für zwischendurch. Es ist spannend zu lesen, wie sich die drei so unterschiedlichen Frauen annähern und miteinander umgehen. Am Schluss bleiben jedoch noch viele Fragen offen. Der Roman ist emotional und bewegend geschrieben.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Eisele Verlag für die Rezension zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wird dadurch nicht beeinflusst.
Autor
JEMMA WAYNE arbeitet als freie Journalistin, Theater- und Romanautorin. Ihr Debüt Der silberne Elefant schaffte es auf die Shortlist des Waverton Good Read Awards und auf die Longlist des Bailey’s Women’s Prize for Fiction sowie des Guardian‘s Not the Booker Prize. Die Idee zum Roman kam Jemma Wayne bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung für Überlebende des Völkermords in Ruanda, bei der sie zum ersten Mal mit Zeitzeugen über die verheerenden Gewalttaten des Krieges sprach. Jemma Wayne lebt mit ihrer Familie im Norden Londons.
Quelle: Eisele Verlag
Informationen zum Buch:
Titel: Der silberne Elefant
Autor: Jemma Wayne
Genre: Roman
Print-Ausgabe: 434 Seiten
Ausgaben: E-Book, gebundenes Buch
Verlag: Eisele Verlag (15. März 2021)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 396161105X
ISBN-13: 978-3961611058