Den Historiker Tomás Noronha kenne ich bereits aus anderen Wissenschaftsromanen. Der letzte Roman „Vaticanum“ las sich, wie ein Thriller und hat mir gut gefallen. Ich wollte mehr von diesem Autor lesen. „Codex 632 – Wer war Christoph Kolumbus wirklich?“ wurde mir vom Luzar Verlag zur Verfügung gestellt. Der Titel verspricht eine interessante Lektüre mit neuen Erkenntnissen.
Handlung
Der Historiker und Codespezialist Tomás Noronha wird gebeten, die Studie des plötzlich verstorbenen portugiesischen Professors Toscano, fortzuführen. Die Studie beschäftigt sich mit der Entdeckung Amerikas. Die Recherchen führen Tomás Noronha nach New York, Rio de Janeiro und Jerusalém.
Um was geht es in diesem Roman?
Bei dem Stichwort: Entdeckung Amerikas, denke ich sofort an Christoph Kolumbus. Was ist bei mir noch aus dem Geschichtsunterricht hängen geblieben? Christoph Kolumbus wurde als Sohn eines Wollwebers in Genua geboren. Ursprünglich suchte er einen Seeweg nach Indien und entdeckte 1492 Amerika. Lange Jahre versuchte er vergeblich, den portugiesischen und spanischen Königshof zu überreden, ihm diese Reise zu finanzieren. Schließlich gab die spanische Königin Isabella nach und Kolumbus durfte gen Westen segeln.
„Sie können alles tun, weil sie denken, dass sie es können.“
Zitat von Vergil (Seite 45)
Der Autor J. R. dos Santos geht den Widersprüchen im Lebenslauf von Kolumbus nach. Wie konnte ein Sohn eines einfachen Webers an der Universität studieren? Wieso konnte er an einem Königshof vorstellig werden? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich der Autor beschäftigt.
Die Rahmenhandlung spielt in diesem Roman keine große Rolle. Professor Toscano von der Universität Lissabon, der für die Stiftung gearbeitet hat, stirbt plötzlich im Hotel in Rio de Janeiro. Nelson Moliarti, der für die Stiftung für die gesamtamerikanische Geschichte mit Sitz in NY arbeitet, überredet Tomás Noronha, diese Forschungsarbeiten über die Geschichte Amerikas fortzuführen. Noronha stößt auf Ungereimtheiten in den ihm vorliegenden Dokumenten und entdeckt eine 500 Jahre alte Verschwörung.
Wer an Wortspielen, Entschlüsselung von Codes und Chiffren Spaß hat, wird viel Freude an diesem Buch haben.
Tomás Noronha
Der Historiker und Codespezialist Professor Tomás Noronha erinnert im ersten Moment an Dan Browns Robert Langdon. Doch Noronha ist eher der ruhige, unaufgeregte Typ Mitte dreißig, mit Frau und kleiner Tochter. Er lehrt an der Universität in Lissabon, liebt Rätsel und Wortspiele, klärt mysteriöse Verbrechen auf und entdeckt Verschwörungen.
Fakten und Fiktion
Die Widersprüche und Rätsel im Leben des Christoph Kolumbus bieten viel Raum für Spekulationen. Wer war der Mann, der Amerika entdeckt hatte, wirklich? Schon zu seinen Lebzeiten war Kolumbus unter verschiedenen Namen bekannt.
Durch die Geheimhaltungspolitik der Portugiesen wurden alte Briefe und Dokumente geschickt gefälscht, je nachdem, wer sie in Auftrag gegeben hatte und wie es gerade passte. Über das Leben von Christoph Kolumbus in Portugal ist nur wenig bekannt. Die in diesem Roman erwähnten Bücher, Dokumente und Manuskripte gibt es wirklich, ebenso den Codex 632, wie der Autor im Vorwort und am Ende des Buches erklärt.
Wie hat mir „Codex 632“ gefallen?
Nach dem ersten Satz: “Der alte Professor konnte nicht ahnen, dass er nur noch vier Minuten zu leben hatte.” (Seite 9), dachte ich, es ist der Auftakt zu einem Krimi oder Thriller, wie “Vaticanum”. Doch “Codex 632” ist ein Wissenschaftsroman mit viel geschichtlichem Wissen und wenig Handlung. Die Rahmenhandlung spielt in diesem Roman kaum eine Rolle, wobei Noronhas’ private Probleme zu viel Raum einnehmen. Die Charaktere in diesem Buch sind interessant und gut beschrieben. Die Sehenswürdigkeiten, an denen sich Noronha mit Moliarti trifft, sind bildlich beschrieben und ich konnte sie mir gut vorstellen.
Die gründlich recherchierten, wissenschaftlichen Erklärungen und Spekulationen sind geschickt in die Gespräche mit Moliarti eingebunden. Moliarti stellt die passenden Fragen zu Tomás Noronhas Antworten. Tomás Noronha belegt seine Ausführungen durch Dokumente und andere wissenschaftliche Belege und Quellen. Diese Passagen sind sehr interessant, aber manchmal waren sie mir zu detailliert geschildert, jedoch immer verständlich erklärt.
Die Reihe mit Tomás Noronha erscheint in Deutsch in einer anderen Reihenfolge, als das portugiesische Original. Der zuletzt erschienene Wissenschaftsroman “Codex 632” des portugiesischen Erfolgsautors J. R. dos Santos, ist im Grunde der erste Roman dieser Reihe.
Fazit
“Codex 632” ist ein Wissenschaftsroman, der aufmerksam gelesen werden will, keine Lektüre für zwischendurch. Ich empfehle das Buch Lesern, die sich für Geschichte interessieren und keinen großen Wert auf Action legen. Der Roman vermittelt geschichtliches Wissen und lädt, zum Rätsel lösen ein.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Luzar Verlag für die Rezension zur Verfügung gestellt.
Autor
J.R. Dos Santos wurde am 1. April 1964 in Beira, Mosambik geboren. Er ist internationaler Bestsellerautor, mehrfach ausgezeichneter Kriegsberichterstatter und Dozent für Journalistik. Als TV-Moderator und Anchorman der portugiesischen Abendnachrichten gehört er zu den bekanntesten Gesichtern Portugals. Seine Buchveröffentlichungen landen weltweit regelmäßig auf den Bestsellerlisten, und Millionen von Lesern fiebern immer wieder den neuesten Abenteuern seines Protagonisten Tomás Noronha entgegen. J.R. Dos Santos lebt mit seiner Familie in Lissabon. (Verlag)
Informationen zum Buch:
Titel: Codex 632
Autor: J. R. dos Santos
Genre: Roman
Print-Ausgabe: 368 Seiten
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch
Verlag: luzar publishing; Auflage: 1 (22. November 2019)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: O Codex 632
ISBN-10: 3946621066
ISBN-13: 978-3946621065
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Unter Buchreihen Krimis und Thriller von A-Z und Trilogien und andere Mehrteiler von A-Z findest du eine Übersicht über Reihen, die ich gerne lese.