Den Buchtitel „Sterbenstörtchen“ muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Diese herrliche Wortschöpfung und das dazu passende Coverbild, haben beim Stöbern auf LovelyBooks, meine Neugier geweckt. Die Bewerbung für die Leserunde war schnell erledigt. Das Glück war mir hold und ich gewann diesen schwarzhumorigen Kriminalroman und nahm an der Leserunde teil.
Die Handlung
An ihrem achtzigsten Geburtstag bittet die sterbenskranke Dolores ihre drei Töchter zu sich. Hanna hofft, dass ihre Mutter ihr endlich das kleine Hotel in der österreichischen Provinz, überschreiben will. Doch Dolores hat andere Pläne. Das Hotel soll diejenige Tochter erben, die zu diesem Zeitpunkt nicht verheiratet ist. Das Hotel darf nicht verkauft und das Erbe nicht aufgeteilt werden. Der Knackpunkt: Alle drei Töchter sind verheiratet und stecken in unglücklichen Ehen fest. Während die Töchter über die Scheidung nachdenken, wird der erste Schwager tot aufgefunden.
Um was geht es in diesem Kriminalroman?
Unglückliche Ehen gibt es wie Sand am Meer. Wie wird man den ungeliebten Partner wieder los? Eine Frage, die in langjährigen Ehen nicht selten ist. In einem Roman darf man seiner Fantasie freien Lauf lassen, denn eine Scheidung ist nicht immer die beste Option.
Hanna und Gerda stecken in langjährigen, unglücklichen Ehen fest, haben sich aber mit ihrem Schicksal arrangiert. Das angekündigte Testament rüttelt sie wach und sie beginnen über eine Trennung nachzudenken. Bei einem Kriegsrat mit viel Gin und wenig Tonic, schmieden sie einen teuflischen Plan. Eine Scheidung dauert viel zu lange, ob Mama so lange durchhält?
Willi, Hannas Mann ist ein notorischer Fremdgänger. Gerdas Mann Reinhold ist ein Esoterik-Freak, der vom Geld seiner Frau lebt. Alex, der Mann der jüngsten Schwester Paula, schlägt seine Frau und betreibt heimlich ein Bordell in Tschechien. Paula will sich trotz allem nicht von ihrem Ehemann trennen, bis ein Ereignis sie umstimmt.
Ein ehrgeiziger junger Polizist ermittelt im Mordfall des toten Schwagers und bringt die drei Schwestern ins Schwitzen. Denn jemand hat die feuchtfröhliche Runde belauscht.
Mama Dolores ist pflegebedürftig und äußerst anstrengend. Sie ist von ihren Schwiegersöhnen nicht begeistert und weiß als Einzige, wie unglücklich ihre Töchter wirklich sind. Sie selbst hütet ein Familiengeheimnis, das sie erst auf dem Sterbebett preisgibt.
“Wie viel Geheimnisse verträgt eine Familie?” Diese Frage stellte uns die Autorin in der Leserunde. Die Antworten waren sehr unterschiedlich, aber in einem waren sich fast alle einig: Wenn es darauf ankommt, sollte die Familie zusammenhalten. Werden die so unterschiedlichen Schwestern zusammenhalten? Wie stark sind letztendlich die Familienbande?
Zwischen den Kapiteln sind Briefe an „Meine liebe Freundin!“ eingestreut. Die geheimnisvolle Briefschreiberin Frieda S. ist offensichtlich eine Kurbekanntschaft von Dolores, die über ihre Ehemänner berichtet und bewährte Backrezepte preisgibt. Die Figur der Frieda S. ist an die Serienmörderin Elfriede Blauensteiner angelehnt, die als “Schwarze Witwe” in die österreichische Kriminalgeschichte einging.
„Ich hatte meine liebe Not, die Eier unfallfrei zu trennen, so sehr zitterten mir die Hände. „Sie können es praktisch überall hineinmischen, wo es sich gut auflöst“, hatte die Schwarze Witwe geschrieben, und die musste es ja wissen.“
„Sterbenstörtchen“
Weißt du was eine Schwarze Witwe ist? Schwarze Witwe ist ursprünglich eine Spinne, die nach der Paarung das Männchen auffrisst, sich also selbst zur Witwe macht.
Wie hat mir „Sterbenstörtchen“ gefallen?
Das Thema “Schwarze Witwe” ist der Literatur nicht neu. Beate Ferchländer versteht es, mit viel Witz und schwarzem Humor das Thema neu zu interpretieren.
Der Kriminalroman “Sterbenstörtchen” ist spannend geschrieben, der Leser ist sich nie ganz sicher, ob die Schwestern ihre Ehemänner umgebracht haben, oder nicht. Die Handlung, mit einigen überraschenden Wendungen, ist logisch und gekonnt aufgebaut. Die Haupterzählerin ist Hanna, die mittlere der drei Schwestern. Zwischendurch blickt sie zurück auf ihren Hochzeitstag und ihre Ehe.
Die Charaktere sind gut getroffen, fast alle Männer kommen, allerdings zurecht, schlecht weg. Es trifft bestimmt nicht die Falschen. Ich konnte mir die Schadenfreude nicht verkneifen und die Rachegelüste der Schwestern verstehen. Von den Frauenfiguren finde ich Hanna am sympathischsten, vielleicht weil sie in Ich-Form erzählt und so näher am Leser ist. Von den drei Schwestern mag ich Paula am wenigsten. Die Schwestern und ihr Verhältnis zueinander sind sehr treffend beschrieben.
Fazit
“Sterbenstörtchen” ist ein unblutiger Kriminalroman mit viel schwarzem Humor und mit durchaus ernsten Untertönen. Das Buch liest sich kurzweilig und hat mich gut unterhalten. Ein rundherum gelungener Kriminalroman, der mich auf die anderen Werke der Autorin neugierig macht.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom emons Verlag für die Rezension zur Verfügung gestellt.
Autor
Beate Ferchländer wurde 1961 in Scheibbs, Niederösterreich, geboren. Beruflich verschlug es sie als Lehrerin ins Weinviertel, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann und dem Bio-Kater Tofu lebt.
Geschrieben hat sie seit sie einen Stift halten konnte, mal mehr, mal weniger. „Im Leben gibt es eben oft andere Prioritäten, und das ist auch gut so“, sagt die Autorin. Jetzt, wo ihre Kinder außer Haus sind, ist das Schreiben wieder an vorderste Front gerückt.
Ihr großes Vorbild ist Ingrid Noll, auch sie hat erst jenseits der 50 erstmals veröffentlicht. Humor und Spannung sind der Autorin wichtig, das Leben ist ernst genug. (Amazon)
Informationen zum Buch
Titel: Sterbenstörtchen
Autor: Beate Ferchländer
Genre: Kriminalroman
Print-Ausgabe: 336 Seiten
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch
Verlag: Emons Verlag (21. März 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3740805048
ISBN-13: 978-3740805043