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„Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ von Ulrike Renk

Mademoiselle Marthe

Der historische Roman „Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ basiert auf einer wahren Geschichte. Eine junge Frau erobert Ende des 19. Jahrhunderts die Welt der französischen Küche.

Mademoiselle Marthe

Marthe Distel ist in Remiremont in den Vogesen aufgewachsen. Die ersten Kochversuche unternahm sie unter der strengen Aufsicht ihrer heiß geliebten Grand-mère. Ihre Mutter war eine hervorragende Köchin, die in Paris als Mamsell angestellt war. Mit ihrem Umzug nach Paris begegnet Marthe einer neuen Welt, die in zwei Klassen eingeteilt war. Marthe wohnt zusammen mit ihrer Mutter im Haus ihrer Arbeitgeber, darf aber nur den Dienstboten und Lieferanteneingang benutzen. Sie geht mit der Tochter des Hauses Florence in die gleiche Schule. Marthe und Florence freunden sich an. Marthe bleibt trotzdem die Tochter einer Köchin, die mit den Töchtern der Herrschaften zur Schule ging.

Es ist eine Zeit des Umbruchs. Der Bau des Eiffelturms, die Weltausstellung in Paris, die Einführung der Elektrizität und moderner Maschinen. Eine männerdominierte Welt, in der die Frauen anfangen, sich zu emanzipieren. Marthes Traum ist es, Journalistin zu werden und sie muss lernen, sich in einer männerdominierten Welt zu behaupten.

„… werde ich immer versuchen, das zu tun, was ich will. Egal, ob das üblich ist oder nicht.“

Seite 105

Die Zeiten des Aufbruchs

Ulrike Renk gelingt es, die Zeiten des Aufbruchs lebendig zu machen. Marthe und Florence bilden eine neue Generation von Frauen. Die Autorin beschreibt Marthes Alltag zwischen den beiden Gesellschaftsschichten. Auf der einen Seite die Dienstboten, auf der anderen Seite die Herrschaften, die sich bedienen lassen und keinen Gedanken daran verschwenden, wie viel Arbeit dahinter steckt.

Das Hauptthema ist jedoch das Kochen. Die Planung eines Menüs, die frischen Zutaten, die Zubereitung. Ein wichtiges Thema ist die Organisation in der Küche, die der Spitzenkoch Auguste Escoffier in seinen Restaurants eingeführt hat und die Marthes Mutter Julie übernommen hat. Die neue Organisation der Abläufe erfordert auch eine andere Ausbildung der Köche und damals ganz revolutionär, der Köchinnen in der gehobenen französischen Küche. Ende des 19. Jahrhunderts war es nicht üblich, dass Frauen eine Ausbildung zur Köchin antreten können. Julie setzt sich dafür ein, Mädchen zur Köchin und Mamsell auszubilden. Marthe unterstützt sie dabei und gründet zuerst eine Kochzeitschrift und dann die Kochschule „Le Cordon Bleu“, die bis heute Spitzenköche ausbildet.

„Ein Menü sollte wie eine gut erzählte Geschichte sein.“

Seite 121

Fazit

Der Roman ist wie ein fünf Gänge Menü in fünf Kapitel aufgeteilt. Die Menüfolge: Amuse Gueule – Ein Gruß aus der Küche, Entreé – Vorspeise, Potage – Warme Vorspeise, Plat principal – Hauptgang, Dessert oder Entremets de fromage.

Lebendige Charaktere und ein detailverliebter Schreibstil machen es leicht, in die Geschichte und die damalige Zeit einzutauchen.

Wer gerne kocht, wird diesen Roman wie ein Menü genießen. Allerdings sollte man diesen historischen Roman nicht lesen, wenn man Hunger hat. Bei den detaillierten Beschreibungen, wie etwas zubereitet wird, möchte man am liebsten sofort probieren. Einige Tipps zur Planung und Zubereitung eines Menüs kann man für sich selbst umsetzen, auch wenn man keine fünf Gänge plant.

Historischer Hintergrund

Als die sechzehnjährige Marthe Distel 1887 nach Paris kommt, hat sie nur den einen Wunsch, Journalistin zu werden. Diesen Wusch hat sie sich mit der Kochzeitschrift „Le Cordon Bleu“ erfüllt. Tatsächlich gründete sie 1895 die heute weltweit führende Kochschule „Le Cordon Bleu“ für Spitzenköche. Die internationale Kochschule ist heute in 20 Ländern mit 35 Schulen vertreten. https://www.cordonbleu.edu/home/en

Eine der berühmten Absolvent*innen war die Amerikanerin Julia Child, die die amerikanische Esskultur maßgeblich beeinflusst hatte. Das Leben der ersten amerikanischen TV-Köchin wurde durch den Film „Julia & Julia“ mit Meryl Streep in der Hauptrolle auch bei uns bekannt.


Ulrike Renk

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion. Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor. Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de (amazon)

Informationen zum Buch:

Cover Info Mademoiselle Marthe

Titel: Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
Autor: Ulrike Renk
Genre: Historischer Roman
Print-Ausgabe: 593 Seiten
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Verlag: Aufbau Taschenbuch; 1. Edition (14. März 2024)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3746640555
ISBN-13: 978-3746640556


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Profilbild Kristina

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