„Der Traum vom Horizont“ von Alexandra Fischer ist eine dramatische Familiensaga, die in der Südsee und in Ostafrika spielt.
1902 wagt die Familie von Bahlow aus Potsdam, einen Neuanfang in der Kolonie Deutsch-Samoa. Karl von Bahlow möchte sich in der Kolonie als Pflanzer beweisen und verfolgt ehrgeizig seine Ziele.
Seine Frau Rosa und die drei Töchter Grethe, Helene und Martha leiden unter dem despotischen Vater. Sie fühlen sich eingeengt und eingesperrt in ihrem Haus in der Nähe von Apia. Die fremdartige Kultur verändert die Frauen, jede auf ihre eigene Weise. Die Töchter verlieben sich, jedoch in den Augen ihres Vaters in die falschen Männer.
Und dann überstürzen sich die politischen Ereignisse …
Träumst du auch vom Horizont? „Der Traum vom Horizont“ von Alexandra Fischer ist eine dramatische Familiensaga, die in der Südsee und in Ostafrika spielt. Ein packender Roman unter traumhafter Kulisse. Wer durch das Cover einen simplen Liebesroman erwartet, wird angenehm überrascht. Den Leser erwartet ein gut recherchierter historischer Roman über das Leben in den deutschen Kolonien Samoa und Wilhelmstal in Ostafrika. Die geschichtlichen Hintergründe beruhen auf wahren Tatsachen.
Erzählt werden die fesselnden Schicksale von Rosa und deren Töchtern von 1902 bis 1915. Die Frauen sind in den gesellschaftlichen Zwängen gefangen und versuchen sich im Leben und in der ihnen fremden Kultur, zurechtzufinden. Der Roman handelt von Rassenkonflikten, Liebe, Eifersucht, Ehrgeiz und Macht.
Das Buch fängt mit einem Prolog aus dem Jahr 1920 an. Helene lebt inzwischen wieder in Deutschland und wartet auf ihre Schwester Martha. Über den Besuch kann sie sich nicht freuen, denn der lässt sie an Ereignisse denken, die sie lieber vergessen möchte. Beim Lesen des Prologs bin ich sehr neugierig geworden zu erfahren, was sich damals zugetragen hat.
„Samoa war unser aller Schicksal.“
Jedes Kapitel steht für ein Jahr im Leben der Familie von Bahlow. Abwechselnd kommen die Frauen zu Wort, wodurch man schnell den Zugang zu den unterschiedlichen Charakteren bekommt.
Meine Sympathien gelten vor allem Helene. Helene teilt das Schicksal mittlerer Geschwister. Sie sieht sich als eine Frau, die ständig übersehen wird. Sie wurde schon oft in ihrem Leben verletzt und abgelehnt. Sie liebt ihre Kinder, weil sie von ihnen keine Ablehnung, keine Unaufrichtigkeit und keine Missachtung erfährt. Helene muss am meisten einstecken und doch entwickelt sie sich zu einer starken Frau.
Rosa hat Karl nicht aus Liebe geheiratet, sondern weil es ihr Vater so wollte. Nach der Hochzeit entpuppt sich Karl als jähzornig und gewalttätig. Seine drei Töchter interessieren ihn überhaupt nicht. Er wollte unbedingt einen Stammhalter und gibt seiner Frau die Schuld, ihm keinen Sohn geboren zu haben. Rosa lebt in ihrer eigenen Welt und fühlt sich lebendig begraben. Das ändert sich, als das neue Kindermädchen Aveolela ihr die Sprache der Einheimischen beibringt. Rosa ist gern auf Samoa, blüht auf und entdeckt die Liebe.
„Selbst für ihre Kinder schien Rosa eine Fremde zu sein.“
Karl ist sehr stolz auf seinen Adelstitel. Er nimmt sein Deutschtum mit in die Kolonie und führt ein strenges Regime, unter dem die Familie leidet. Statt sich dem Land anzupassen, beharrt er auf deutschen Verhältnissen, nennt seine Plantage „Klein-Potsdam“. Den chinesischen Arbeitskräften will er Zucht und Ordnung beibringen und behandelt sie, wie Sklaven.
Grethe, die älteste Tochter, vergöttert ihren Vater. Sie möchte ihm unbedingt gefallen und von ihm gelobt werden und übernimmt sogar die Führung des Haushalts, damit ihr Vater zufrieden ist. Grethe teilt die Ansichten und Werte ihres Vaters und gibt ihrer Mutter die Schuld an den schlechten familiären Verhältnissen. Sie bemüht sich, ihre Schwestern im Sinne ihres Vaters zu erziehen.
Martha, die jüngste Tochter, hat sich noch nie in eine Norm zwängen lassen. Sie liebt das Leben auf Samoa. Sie liebt die Insel und entschlüpft so oft es geht, um die Gegend zu erkunden und freundet sich mit Einheimischen an. Dabei überschreitet sie die gesellschaftlichen Grenzen, ohne Rücksicht auf andere. Martha ist nur auf ihr eigenes Wohl bedacht, die Wünsche ihrer Mitmenschen interessieren sie nicht. Sie lebt nach dem Motto: Zuerst handeln und dann denken.
Fazit
Die unterschiedlichen Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet und glaubwürdig dargestellt. In ihrem Zusammenleben bergen sie jede Menge Sprengstoff. Das Leben in den Kolonien wird bildhaft beschrieben, sodass ich mir das Leben in der Kolonialzeit gut vorstellen kann. Der Roman fängt die Atmosphäre der Insel und die fremdartige Kultur sehr gut auf.
Die über 700 Seiten des Romans „Der Traum vom Horizont“ fliegen nur so dahin und ich hätte noch weiterlesen können. Der emotionale und bildhafte Schreibstil macht es leicht, die vielen Schicksalsschläge zu verkraften. Der Roman ist fesselnd geschrieben und wird nie langweilig. Herrliche Landschaftsbeschreibungen runden das Bild ab.
Ich empfehle, am Schluss den Prolog noch einmal zu lesen. Er erscheint, chronologisch gelesen, in einem anderen Licht.
Cover
Ein traumhaftes Cover, passend zum Titel und Schauplatz der Handlung in der Südsee.
Autor
Alexandra Fischer, Jahrgang 1974, schreibt bereits seit sie es kann. Aus den ersten Buchstaben wurden Wörter, aus den Wörtern Sätze und aus den Sätzen schließlich Geschichten. Unvollendete, denn in jungen Jahren fand sie es stets spannender eine Geschichte zu beginnen anstatt sie zu beenden. Inzwischen schafft sie aber auch das und recherchiert für ihre historischen Romane gerne stundenlang in alten Texten, um ihren Büchern die Authentizität zu verleihen, die sie verdienen. Ihre schöpferische Kraft holt sie sich im schönen Bayern, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann auf einem ehemaligen Bauernhof in einer Wohngemeinschaft mit Hund, Katzen, Kaninchen, Enten und Hühnern lebt.(Amazon)
Informationen zum Buch
Titel: Der Traum vom Horizont
Autor: Alexandra Fischer
Genre: Roman
Print-Ausgabe: 722 Seiten
Ausgaben: Taschenbuch, E-Book
Verlag: Amazon Media EU S.à r.l.
Sprache: Deutsch
ASIN: B01781PZQC