Rezensionen
comments 2

„Der Kuss des Kaisers“ von Christine Neumeyer

Cover Der Kuss des Kaisers

Ein grausamer Mord in Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts sorgt für Aufregung in dem historischen Kriminalroman „Der Kuss des Kaisers“. Welche Rolle spielt das Gemälde der „Kuss“ von Gustav Klimt?

„Der Kuss des Kaisers“ ist ein historischer Wohlfühlkrimi, der mich nach Wien in das Jahr 1908 geführt hat. In der Modernen Galerie des Schlosses Belvedere, in dem der Thronfolger Franz Ferdinand wohnt, wird eine Ausstellung mit modernen Werken vorbereitet. Kurz vor der Eröffnung sorgt ein grausamer Leichenfund für Aufregung. Im Schlosspark wird eine zerstückelte Leiche gefunden. Der geheime Kriminalermittler Johann Pospischil soll schnellstens die Tat aufklären, bevor der Thronfolger aus dem Manöver zurückkehrt.


Bis die zerstückelte Leiche gefunden wird, musste ich mich ein wenig gedulden. Das hat mich überhaupt nicht gestört, denn bei der kurzweiligen Erzählweise vergeht schnell die Zeit.

Der K. und K. Amtssekretär Josef Krzizek verhandelt mit Gustav Klimt über den Preis für sein berühmtes Bild „Der Kuss“. Krzizek soll im Auftrag des Kaisers das berühmte Gemälde kaufen und in der neu eröffneten Modernen Galerie ausstellen. In der Galerie arbeitet die Bedienerin Erna Kührer. Heute würde man sie als Putzhilfe bezeichnen, die noch einige zusätzliche Aufgaben erledigen darf.

Erna Kührer hat es nicht einfach. Die vierfache Mutter darf ihren Job nicht verlieren, denn ihr Mann ist arbeitslos. Er kümmert sich um die Kinder, wenn Erna arbeiten geht. Daniel, ihr Ältester und das schwarze Schaf der Familie, taucht nach längerer Abwesenheit plötzlich wieder auf und bringt die Familie durcheinander. Derweil hofft Erna auf einen gesellschaftlichen Aufstieg als Zofe der Erzherzogin.

Der Leichenfund im Schlossbrunnen ist äußerst delikat. Man vermutet ein missglücktes Attentat auf den beim Volk sehr unbeliebten Erzherzogs Franz Ferdinand. Der Fall muss dringend aufgeklärt werden, bevor der Erzherzog nach Hause zurückkehrt. Pospischil, geheimer Kriminalermittler und Spezialist für heikle Staatsangelegenheiten, übernimmt den Fall. Pospischil und sein junger Kollege bilden ein ungleiches Team. Der Forensiker Dr. Leopold Frisch setzt auf moderne Kriminaltechnik, Pospischil verlässt sich auf seine Erfahrungen. Ich finde die Ermittlungen ohne die heute üblichen Hilfsmittel spannend. Die Forensik ist erst in ihren Anfängen.

Die beiden Ermittler tappen im Dunkeln, denn sie können die kopflose Leiche nicht identifizieren. Eine Spekulation jagt die Nächste. Sie haben auch keine Ahnung, warum die Leichenteile gerade im Schlossbrunnen abgelegt wurden und wo sie den Kopf suchen sollen. Pospischils zugelaufener Labrador soll bei den Ermittlungen helfen, den Kopf zu finden.


Der Alltag der Protagonisten wird glaubwürdig beschrieben. Die Charaktere sind lebendig und authentisch. Ich konnte mir die Figuren und ihre Lebensumstände lebhaft vorstellen. Mir gefällt die ruhige und einfühlsame Art, mit der der geheime Kriminalermittler Pospischil agiert.

„Vorschriften sind selbstverständlich ernst zu nehmen. Manchmal sind sie schlicht und einfach nur kontraproduktiv.“

Pospischil zu seinem Kollegen Frisch, Seite 99

Der Sprachstil ist an den Handlungsort und die Zeit angepasst. Die Sprache unterscheidet sich, je nachdem, in welcher Gesellschaftsschicht sich die Figuren bewegen. Die Umgangssprache ist in einem leicht verständlichen Dialekt gehalten. Wie ein Spaziergang durch Wien fühlten sich die detaillierten Ortsbeschreibungen an.

Der Kriminalfall selbst hätte etwas spannender sein können. Trotz falscher Fährten war ich nicht überrascht, wer der Täter ist. Die Tat und die Ermittlungen sind schlüssig konstruiert.

Fazit

„Der Kuss des Kaisers“ ist ein gelungener Krimi mit Wiener Flair am Anfang des 20. Jahrhunderts, der mir gut gefallen hat. Wer das Ambiente Wiens um die Jahrhundertwende mag, kommt voll auf seine Kosten.


Das Buch wurde mir freundlicherweise vom PICUS VERLAG WIEN für die Rezension zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wird dadurch nicht beeinflusst.


Christine Neumeyer

Christine Neumeyer schreibt und veröffentlicht seit vielen Jahren historische Romane, Kriminalromane sowie Kurzgeschichten. Zuletzt erschien von der Autorin „Schatten im Silsersee“ (2012). Die 1965 in Wien geborene Schriftstellerin arbeitet als Organisationsassistentin an der Universität Wien. Als Obfrau der Region Österreich im Netzwerk der Mörderischen Schwestern organisiert sie seit 2017 gemeinsam mit österreichischen Autorinnen zahlreiche Projekte zur Förderung der von Frauen geschriebenen Literatur. (Picus Verlag)

Informationen zum Buch:

Cover Info Der Kuss des Kaisers

Titel: Der Kuss des Kaisers
Autor: Christine Neumeyer
Genre: Historischer Kriminalroman
Print-Ausgabe: 274 Seiten
Ausgaben: E-Book, gebundenes Buch
Verlag: Picus Verlag (22. Februar 2023)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3711721362
ISBN-13: 978-371172136


Eine Übersicht meiner Rezensionen findest du in Rezensionen von A–Z

Unter Buchreihen Krimis und Thriller von A-Z und Trilogien und andere Mehrteiler von A-Z findest du eine Übersicht über Reihen, die ich gerne lese.

Hat Dir der Beitrag gefallen? Dann bitte teilen!

Filed under: Rezensionen

by

Profilbild Kristina

Ein Leben ohne Bücher? Unvorstellbar! Ich liebe es in fremde Welten einzutauchen und die Welt draußen zu vergessen. Beim Lesen kann ich mich am besten entspannen. Geht es dir genauso? Dann verpasse keine neuen Artikel und abonniere sie per E-Mail.

2 Comments

  1. Mir hat der Roman auch gefallen.
    Echt jetzt, dir war im Grunde klar, wer den Kerl umgebracht hat? Ich tappe wohl immer im Dunklen.
    Liebe Grüße
    Andrea

    • Hallo Andrea,
      ich habe es geahnt, wer das war, wurde aber zwischendurch unsicher. Mir hat das Buch auf jeden Fall sehr gut gefallen.
      Dein Blog gefällt mir, habe ein bisschen gestöbert.

      Liebe Grüße
      Kristina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert