In dem malerischen Weinort Leutesdorf am Mittelrhein wird ein Skelett auf dem Friedhof gefunden. In einem Plastiksack zwischen den Gräbern versteckt. Es ist das Skelett einer jungen Frau. Wer ist sie? Ist es Mary Lou, die schwangere 19-jährige, die 1984 spurlos verschwand?
Die Polizei legte den Fall damals sehr schnell zu den Akten. Junge Menschen verschwinden und kommen meistens bald wieder, hieß es, die anderen wollen nicht gefunden werden. Viele waren überzeugt, dass Mary Lou ins Ausland gegangen ist. Nur ihre Schwester Helga glaubte nicht daran. Mary Lou war glücklich und wollte den Winzersohn Rudolph Freyung heiraten, von dem sie schwanger war.
Die Kommissarinnen Franca Mazzari und Clarissa Sonnenberg nehmen den ungeklärten Vermisstenfall wieder auf. Helga schöpft neue Hoffnung, sie möchte endlich Gewissheit haben, was mit ihrer Schwester passiert ist.
Der Krimi fängt mit einem Prolog aus dem Jahr 1984 an. Eine junge Frau stirbt in einem alten Weinkeller an Gärgasen. Nach 30 Jahren werden die Akten von Vermissten vernichtet. Kurz davor wird der Krimi in 2013 fortgesetzt.
Das Kommissarinnen-Duo Franca Mazzari und Clarissa Sonnenberg gefallen mir ausgesprochen gut. Auf der einen Seite die erfahrene Franca, auf der anderen Seite die Jungkommissarin Clarissa, mit ihren Idealen und Aufgeschlossenheit für neue wissenschaftliche Methoden. Die Dialoge der beiden sind sehr aufschlussreich und ein Vergnügen zum Lesen. Bei ihren Ermittlungen müssen sie tief in die Vergangenheit eintauchen.
„Knochen auf einem Friedhof! Willst du mich verarschen?“
Zum Team gehört neben „Frankenstein“, dem Chef der Spurensicherung, Doktor Küppersbusch. Der arrogante Rechtsmediziner studierte forensische Anthropologie in Amerika und lässt das jeden wissen, ob er will oder nicht. Punkten tut er mit den, auch für den Laien, verständliche Ausführungen seiner Ergebnisse und Erläuterungen neuer wissenschaftlicher Methoden.
Gabriele Keiser schafft es dem Leser viele Informationen über ein Weingut und den Weinbau zu liefern, ohne schulmeisterlich zu wirken. Geschickt lässt sie Gesine, die neue Freundin vom Winzersohn Leonhard, quasi ein Praktikum auf dem Weingut absolvieren. Das Weingut Freyung ist ein reiner Familienbetrieb seit vielen Generationen. Leonhard stößt mit seinen „neumodischen“ Ideen vom biodynamischen Anbau auf taube Ohren. Das Weingut wird sehr traditionell geführt. Die Ehefrauen werden nur als Arbeitskraft angesehen, hier ist wenig Platz für die Liebe und Gefühle. Trotzdem hält die Familie zusammen und die Ermittlerinnen habe es sehr schwer herauszufinden, was damals eigentlich passiert ist.
Die Figur der Helga steht stellvertretend für alle Angehörigen, die zurückbleiben, wenn ein geliebter Mensch von einem Tag auf den anderen verschwindet. Die Ängste, die Hoffnungen und der Kampf gegen die Mitmenschen und Behörden, werden hier sehr gut beschrieben.
„Goldschiefer“ ist ein ruhiger Krimi mit menschlichen Charakteren, die nachvollziehbar sind. Die Handlung ist spannend und realistisch, aber leider mit einem vorhersehbaren Ende.
Den großartigen Landschaftsbeschreibungen merkt man an, dass Gabriele Keiser am Mittelrhein zu Hause ist.
„Goldschiefer“ ist bereits der 5. Fall für Franca Mazzari, für mich der erste Krimi von Gabriele Keiser. Ich hatte beim Lesen keineswegs das Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Cover und Titel
Das Cover zeigt einen Weinberg mit einem Fluß dahinter, vermutlich dem Rhein. Als Einstimmung für einen Wein-Krimi absolut passend. Für mich als Weinliebhaber ein schöner Anblick.
„Goldschiefer“ ist eine Bezeichnung für einen Riesling des Weingutes Selt aus Leutesdorf.
Empfehlung
Der ruhige Regionalkrimi ist solide Krimiunterhaltung mit einer abwechslungsreichen Handlung und mit vielen Informationen über den Weinbau.
Autor
Gabriele Keiser, 1953 in Kaiserslautern geboren, studierte Literaturwissenschaften und lebt heute in Andernach am Rhein. Die Autorin hat zahlreiche Kurzgeschichten und mehrere Kriminalromane veröffentlicht und war lange Jahre Vorsitzende des VS (Verband deutscher Schriftsteller) Landesverband Rheinland-Pfalz in ver.di. 2014 wurde sie mit dem Kulturförderpreis des Landkreises Mayen-Koblenz ausgezeichnet.›Goldschiefer‹ ist ihre sechste Veröffentlichung im Gmeiner-Verlag und der fünfte Fall für Kommissarin Franca Mazzari. (Amazon)
Weitere Infos findest du auf der Website der Autorin www.gabrielekeiser.de.
Informationen zum Buch
Titel: Goldschiefer
Autor: Gabriele Keiser
Genre: Kriminalroman
Print-Ausgabe: 277 Seiten
Ausgaben: E-Book, Broschiert
Verlag: Gmeiner Verlag (4. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839216737
ISBN-13: 978-3839216736