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„Die Forscherin“ von Katharina Innig

Cover Die Forscherin

Kennst du Prinzessin Therese von Bayern? Kaum jemand kennt sie, außer er beschäftigt sich näher mit der bayerischen Geschichte. Das ist schade, denn die außergewöhnliche, hochintelligente und mutige Frau war ihrer Zeit voraus. Sie bereiste als Ethnologin, Zoologin, Botanikerin und Reiseschriftstellerin die ganze Welt. Außerdem dokumentierte sie ihre Reisen mit der erst neu erfundenen Rollfilmkamera und gilt als die erste Reisefotografin. Den historischen Roman “Die Forscherin – Prinzessin Therese und der Ruf des Amazonas” schrieb die Kunsthistorikerin Katharina Innig nach belegbaren Fakten einer Reise an den Amazonas.

1888 erfüllt sich Prinzessin Therese von Bayern ihren Traum und reist als Gräfin Elpen inkognito nach Brasilien. Sie möchte endlich die faszinierende Welt des Amazonas mit der ungeheuren Vielfalt an verschiedenen Pflanzen sehen und erforschen. Ihr Wissensdurst und Begeisterung bringen die Reisepläne des Reisemarschalls ständig durcheinander. Sie lässt sich nicht unterkriegen, zeigt sich offen für interessante Begegnungen und interessiert sich für die Lebensweise der Ureinwohner. Mehrmals muss sie auch gefährliche Situationen meistern. Was ihr gar nicht gefällt, ist die Macht und der zur Schau gestellte Prunk der Kolonialherrscher und der Kautschukbarone.

„Ich will forschen. Pflanzen sammeln, Tiere beobachten, mich mit den vielen verschiedenen Menschen, die entlang des Flusses leben, unterhalten.“

Seite 90

Sie reist nur in Begleitung eines Reisemarschalls, ihres treuen Dieners Max und der jungen Veronika, die als Anstandsdame fungiert. In der Hafenstadt Belém (Brasilien) kommt noch Kitó vom Stamm Tupí als Übersetzer dazu. 

„…was mich am Reisen fasziniert – wenn ich weit fort bin, dann kann ich ich selbst sein. Nicht die Prinzessin, noch nicht einmal eine erfundene Gräfin, einfach nur Therese. Therese in einem einfachen Kleid.“

Seite 33

Kurz vor Weihnachten 1924 ahnt Therese, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Therese möchte ihre Aufzeichnungen und Sammelobjekte, die sie von ihren Reisen mitgebracht hat, geordnet der Nachwelt überlassen. Sie selbst hat nicht mehr die Kraft dazu und hat Veronika nach Lindau in die Villa AmSee eingeladen, wo sie jetzt lebt. Mithilfe von Veronikas Sinn für Ordnung will sie ihren Nachlass ordnen. Die beiden haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Mit Veronikas Besuch sind wieder viele Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit im Regenwald präsent. 

Wie hat mir der Roman „Die Forscherin“ gefallen?

In den Reisebeschreibungen spürt man Thereses Begeisterung, wenn sie eine neue Pflanzenart oder einen seltenen Schmetterling entdeckt. Der Roman gibt sehr interessante Einblicke in das Leben der Menschen am Amazonas. Egal, ob es sich um den Besuch auf einer Zuckerrohrplantage, einem verlassenen Dorf oder die Städte Manaus und Belém handelt.

Die Figuren sind mit Liebe zum Detail charakterisiert. Sie sind authentisch und ich kann sie mir lebhaft vorstellen. Die unterschiedlichen Lebensentwürfe der beiden Frauen sind auch noch nach Jahren sichtbar. Die junge Veronika, die auf der Brasilienreise ihrer Hochzeit entgegenfieberte, entsprach ganz und gar dem Frauenbild der damaligen Zeit und den gesellschaftlichen Erwartungen. Veronikas Ansichten sind auch nach Jahren noch sehr konservativ, sie will ihrer Tochter nicht erlauben zu studieren. Therese hat sich ihre Unabhängigkeit erkämpft. Dank ihrer gesellschaftlichen Stellung konnte sie ihren Traum leben und sich ihren Forschungen widmen. Sie hat sich sozial und politisch engagiert und für Bildung junger Mädchen und Frauen eingesetzt.

Zum Schmunzeln sind die Wortgeplänkel mit dem sehr konservativen Reisemarschall, den Therese regelmäßig zur Weißglut bringt, wenn sie wieder ihre Reiseroute ändern will. Aber wahrscheinlich wäre es einfacher, ein Sack Flöhe zu hüten als die bayerische Prinzessin. Max ist dagegen die Ruhe selbst und seine kargen Kommentare belegen seine Gelassenheit.

Die Zeitenwechsel sind gut platziert und durch Kapitelüberschriften erkenntlich. Sie bringen zusätzliche Spannung in die Handlung.

Fazit

“Die Forscherin” ist ein historischer Roman, der Thereses Reise in die faszinierende Welt des Amazonas beschreibt. Der Roman hält sich an die bekannten Fakten und es bleibt noch genug Raum für fiktive Handlungen und Dialoge. Zusammen mit dem schönen, bildhaften und lebendigen Schreibstil wird der Roman über eine außergewöhnliche Frau zu einem Highlight.

Buchgestaltung

Mir gefällt das schön gestaltete Cover, das zum Inhalt des Romans passt. Ich vermute aber, dass einige Leser:innen das Cover mit einem Liebesroman assoziieren könnten. Was der Roman definitiv nicht ist. Der Klappentext ist teilweise unglücklich formuliert.

Auf den Innenseiten des Covers sind alte Karten aus dem Jahr 1875 abgebildet. Solche Karten hatten Therese vermutlich auf ihren Reisen begleitet. Ich habe auf den Karten nicht gleich Theresas Reiseroute gefunden und habe mir sicherheitshalber eine zeitgenössische Karte Brasiliens angesehen.

Fakten und Fiktion

“Die Forscherin” ist keine Biografie, sondern ein Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Die Autorin erläutert in einem Nachwort, was wahr ist und was ihrer Fantasie entspringt.

Prinzessin Therese von Bayern (1850–1925) war die Tochter des Prinzregenten Luitpold von Bayern und eine Cousine Ludwig II. Sie wächst in München und Lindau auf, ist intelligent, sprachbegabt, sportlich und sehr mutig. Therese wird mit ihren Brüdern unterrichtet, darf aber kein Abitur machen und darf nicht studieren, da Frauen in Bayern erst ab 1903 studieren durften. Sie interessiert sich für Botanik und Zoologie, bewundert Alexander von Humboldt. Ihr Wissen eignet sie sich im Selbststudium an. 1871 geht sie inkognito als „Gräfin Elpen“ auf Reisen, zuerst in Europa und dann nach Afrika, 1888 zum ersten Mal nach Brasilien. Auf ihren Forschungsreisen betreibt sie naturwissenschaftliche Studien und kehrt mit vielen Aufzeichnungen, gesammelten Objekten und Fotografien nach Hause. Ihre umfangreichen Schriften und Sammlungen befinden sich heute in verschiedenen Museen. Ihre Bibliothek wurde nach ihrem Tod in die Bayerische Staatsbibliothek integriert. 1892 wurde sie Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Sie war die erste Reisefotografin und verfasste Bücher über ihre Reisen.

Max Auer und Reisemarschall Freiherr Maximilian von Speidel sind historisch belegte Personen, die Therese auf ihren Reisen begleitet haben. Die Figur der Veronika ist frei erfunden und hat mit der realen Begleiterin nicht viel gemeinsam.


Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Diana Verlag für die Rezension zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wird dadurch nicht beeinflusst.


Katharina Innig

Katharina Innig ist das Pseudonym der Kunsthistorikerin Tabea Mußgnug. Sie wurde 1987 geboren und studierte und promovierte in Heidelberg. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Süddeutschland. Ganz besonders liebt sie das 19. Jahrhundert und herausragende Frauenbiografien. »Die Forscherin. Prinzessin Therese und der Ruf des Amazonas« ist ihr erster historischer Roman. (amazon)

Informationen zum Buch:

Cover Info Die Forscherin

Titel: Die Forscherin
Autor: Katharina Innig
Genre: Historischer Roman
Print-Ausgabe: 368 Seiten
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch
Verlag:  Diana Verlag (14. September 2022)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453361342
ISBN-13: 978-3453361348


Eine Übersicht meiner Rezensionen findest du in Rezensionen von A–Z

Unter Buchreihen Krimis und Thriller von A-Z und Trilogien und andere Mehrteiler von A-Z findest du eine Übersicht über Reihen, die ich gerne lese.

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Profilbild Kristina

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