„Am Anfang war die Stille“ von Leonie Haubrich ist ein Thriller, der den Kampf einer Mutter um ihr Kind verschwundenes Kind zum Thema hat.
Als Nele eines Morgens ins Kinderzimmer kommt, ist ihre neun Monate alte Tochter Lotta weg. Nele ist als Einzige von einer Entführung überzeugt. Sie wird von der Polizei sehr glaubhaft als Mörderin präsentiert. Alle Indizien sprechen gegen sie und ihr eigenes Verhalten macht sie noch verdächtiger.
Nele beschließt, ihre Tochter auf eigene Faust zu suchen und befindet sich bald auf der Flucht. In Ehemann Andreas findet sie keine Unterstützung. Die vorhandenen Eheprobleme werden durch das Verschwinden von Lotta noch verstärkt.
Wo ist Lotta? Ist sie tatsächlich entführt worden? Ist sie noch am Leben?
Nach dem Ich den Klappentext gelesen habe, habe ich eine andere Geschichte erwartet. Eine Geschichte um den Kampf, als abgestempelte Kindsmörderin, ihr altes, bürgerliches Leben wieder herzustellen. In dem Buch geht es ausschließlich um ein verschwundenes Mädchen und den Kampf einer Mutter um das Kind.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Trotzdem, dass ich recht schnell wusste, wer Lotta entführt hat, war das Buch spannend. Ich wollte wissen, ob Nele Lotta lebend finden und die Polizei den Täter überführen kann. Zum Schluss nimmt die Spannung noch mehr zu und rechtfertigt den Thriller.
Es ist der Horror für jede Mutter, wenn das eigene Kind verschwindet. Der Wille in einer aussichtslosen Situation zu kämpfen. Ich kann trotzdem nicht verstehen, dass Lena so überreagiert und ihre Lage immer schlimmer macht. Lena steigert sich immer mehr in die Vorstellung, dass die Pflegemutter Lotta entführt hat. Sie verliert jeglichen Bezug zur Realität. Lena macht auf mich den Eindruck, als wäre sie mit dem Kind überfordert. Lotta ist ein Schreikind. Die Ehe steckt in einer Krise, die Eheleute vertrauen sich nicht mehr.
Die Kripo beschäftigt sich mit der Vergangenheit von Lena, das kann ich durchaus nachvollziehen. Da sind zum einen die Indizien und die Tatsache, dass Lotta gleich nach der Geburt zur Pflege gegeben wurde, während Lena in der Psychiatrie war. Die beiden Kripobeamten Wolff und Jansen sind ein bisschen blass und ermitteln nicht „in alle Richtungen“. Ich sehe die Ermittlungen eher als ein Nebenschauplatz.
Andreas wirkt zunächst unsympathisch und sehr abweisend. Eigentlich wollte er noch kein Kind haben. Im Laufe der Geschichte erfährt man mehr über ihn und kann ihn besser verstehen.
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Meinungen verändern, wenn erst einmal ein Verdacht ausgesprochen wird. Wie schnell das Vertrauen bröckelt und eine Situation ganz anders gedeutet wird.
Der Schreibstil ist flüssig und emotional, man steigt sofort in die Geschichte ein und kann nicht mehr aufhören zu lesen. Allerdings fand ich einige Szenen und das Verhalten von Lena etwas merkwürdig.
Cover und Titel
Das dunkle Cover finde ich passend zum ungewissen Schicksal des Babys. Der Kinderwagen deutet an, dass es sich um ein Baby handelt.
Lotta ist ein Schreikind, nach dem sie verschwunden ist, war es unnatürlich still im Haus. Am Anfang war die Stille und dann ging die Tragödie erst richtig los.
Empfehlung
Der Kampf einer Mutter um ihr Kind ist spannend erzählt. Mich hat aber die Figur der Lena nicht ganz überzeugt. Wegen des Themas und weil die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, finde ich das Buch lesenswert.
Autor
Leonie Haubrich wurde 1971 geboren. Nach dem Studium der Germanistik ist sie ins Frankfurter Umland gezogen, wo sie bis heute lebt. Jahrelang war Leonie Haubrich als Journalistin für Frauenzeitschriften tätig. Ausgedehnte Reisen und Bergtouren führten sie bis nach Asien und Nepal. Die Autorin freut sich über einen Besuch auf ihrer Webseite www.auf-lose-blaetter.de. (Amazon)
Informationen zum Buch
Titel: Am Anfang war die Stille
Autor: Leonie Haubrich
Genre: Thriller
Print-Ausgabe: 280 Seiten
Ausgaben: Taschenbuch, E-Book
Verlag: Amazon Publishing (20. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1477830030
ISBN-13: 978-1477830031