Am Ufer der Ilz in Passau werden drei gekreuzigte Männer aufgefunden. Für Kriminalhauptkommissar Kroner ist schnell klar, dass er im Umfeld der katholischen Kirche den Täter suchen muss, da alle drei Opfer mit der Kirche zu tun hatten. Die bei den Toten hinterlassenen Zeilen aus einem Gotteslob lassen noch auf weitere Opfer schließen. Die Ermittler stoßen bald auf das Thema Kindesmissbrauch und die Spuren führen sie zu den Domspatzen nach Regensburg. Die Ermittlungen werden durch das Schweigen der Verantwortlichen erschwert.
Im Mittelpunkt des Ermittlerteams steht Kriminalhauptkommissar Hannes Kroner und Oberkommissar Ben Bruhan. Unterstützt werden sie durch ein relativ großes Team von Mitarbeitern, deren Namen ich mir nicht gleich alle merken konnte, es waren zu viele auf einmal.
Kroner und Brohan sind ein ganz besonderes Ermittlerduo. Hannes Kroner ist ein Hiesiger und seit 30 Jahren Kommissar in Passau und Bayer durch und durch. Neben seinen erwachsenen Söhnen hat er noch die Ziehtochter Valli. Ben Bruhan ist ein Saupreiß und mit Valli liiert. Diese Tatsachen sorgen für allerlei Verwicklungen. Es ist besonders für Kroner nicht einfach, Privates und Berufliches zu trennen. Private Geschichten in einem Krimi sind oft sehr heikel. In diesem Fall finde ich sie sehr gut und humorvoll erzählt und sie stören die Handlung überhaupt nicht, im Gegenteil.
Der Täter geht sehr raffiniert vor und gibt Kroner und seinem Team Rätsel auf, die sie lösen müssen, um weitere Opfer zu verhindern. Es trifft sich gut, dass Valli am Lehrstuhl für Klinische Psychologie ein Praktikum absolviert und an einer Studie der Missbrauchsopfer mitarbeitet. Diese Studie wurde von der Kirche in Auftrag gegeben, um die Vorfälle aufzuklären. Valli ist ziemlich entsetzt, als sie hinter die Kulissen der Studie blickt und ihre Arbeit behindert wird. Am Ende wird ein Täter präsentiert, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe. Die Auflösung ist logisch und überzeugend.
In einem Regionalkrimi ist Dialekt unerlässlich und davon macht Regina Ramstetter reichlich Gebrauch. Vieles lässt sich aus dem Kontext erahnen und für diejenigen, die mit Bayerisch nichts anfangen können, werden die Begriffe im Anhang erklärt. Der Guide für Preußen und andere Ahnungslose ist herrlich humorvoll geschrieben. Ich empfehle jedem den zu lesen, auch wenn er des Bayerischen mächtig ist.
Zu einem guten Regionalkrimi gehören neben dem Dialekt echte Originale aus der Region. Eine dieser erfrischenden Figuren ist sicherlich die Künstlerin Frau Dörsch mit ihrem Hund Herr Bozzi. Genauso wie der Apostelfischer Karl Köck ist sie eine reale Person.
Das ernste Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche wird hier behutsam und sachlich erzählt. Eingebettet in einen humorvoll erzählten Kriminalfall wird dem Leser die Problematik nahe gebracht. Körperliche Gewalt und sexueller Missbrauch an den Domspatzen in den Jahren 1953 – 1992 beschränkte sich nicht nur auf die Vorschule in Etterzhausen, sondern fand auch im Internat, im Musikgymnasium und Chor statt. Lügen und Verschleierung seitens des Bistums erschweren die Aufarbeitung und es ist fraglich, ob alles aufgeklärt werden kann. Die Vorfälle bei den Regensburger Domspatzen werden heute noch untersucht und aufgearbeitet. Es gibt mehr Opfer, als das Bistum bisher zugegeben hat.
Im Prolog und am Ende jedes Kapitels erzählt der junge Karl seine Erlebnisse in der Vorschule in Etterzhausen. Es ist unvorstellbar, wie die Kinder leiden mussten.
„Apostelwasser“ ist bereits der dritte Krimi mit Kommissar Kroner. Für mich war es der erste Fall mit dem Ermittlerteam aus Passau. Mir hat der Krimi so gut gefallen, dass ich die beiden Vorgängerbücher auch noch lesen werde.
- Leichrevier
- Lattenknaller
- Apostelwasser
Fazit
„Apostelwasser“ von Regina Ramstetter ist ein fesselnder Krimi mit einem ernsten Hintergrund. Der Klappentext macht sehr neugierig auf das Buch und verspricht nichts, was das Buch nicht halten kann.
Der Regionalkrimi ist humorvoll geschrieben, wobei die ernsten Abschnitte in einem sachlichen Ton gehalten sind. Die Charaktere sind vielschichtig angelegt, sind lebendig und glaubwürdig. Der private Handlungsstrang mit Kroner und Ben Bruhan, ist vielleicht nicht jedermanns Sache, lockert aber den Krimi auf und macht die beiden Charaktere lebendig.
Für mich ist „Apostelwasser“ ein Highlight unter den Regionalkrimis.
Cover und Titel
Das Cover von „Apostelwaser“ gefällt mir sehr gut. Die Boote auf dem Steg und der Wald dahinter passen perfekt zum Inhalt des Niederbayern Krimis.
Apostelwasser? Ja, Apostelwasser gibt es wirklich. Allerdings ist es nichts zum Trinken, sondern so heißt ein Abschnitt der Donau in Passau. Seit über 400 Jahren wird das Apostelwasser von der Heilig-Geist-Stiftung an 12 ehrbare und alteingesessene Fischer aus Passau verpachtet. Der im Buch erwähnte Apostelfischer Karl Köck war der letzte Berufsfischer. Im Buch wird das ausführlich erklärt. Interessant ist ein Bericht des Bayerischen Fernsehens über Karl Köck und die Apostelfischer.
Autor
Regina Ramstetter wurde 1972 in Niederbayern geboren. Nach BWL-Studium und mehreren Auslandsaufenthalten verschlug es sie zurück in die niederbayerische Heimat. Heute lebt sie mit ihrem Mann und den drei Kindern als freie Autorin auf dem elterlichen Hof. (Amazon)
Informationen zum Buch
Titel: Apostelwasser
Autor: Regina Ramstetter
Genre: Niederbayern Krimi
Print-Ausgabe: 336 Seiten
Ausgaben: Broschiert, E-Book
Verlag: Emons Verlag (23. Juni 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3954518236
ISBN-13: 978-3954518234